Sind KIs die besseren Arbeitnehmer? #KI #TECHNOLOGIE
Georg Pepping, HR-Director bei T-Systems, spricht im Interview mit dem Handelsblatt offen über den Einsatz von KI und die Chancen für die Zukunft. Die Technologie schafft schon jetzt eine fantastische Basis, auf der wir Menschen aufbauen können. Es fehlt oft nur noch der Feinschliff. So sparen Mitarbeiter Zeit, die sie für spannende, kreative Aufgaben nutzen können. Bei T-Systems arbeiten Künstliche Intelligenzen noch für Menschen und nicht an ihrer Stelle. Dennoch prognostiziert Pepping eine disruptive Wirkung auf einige Berufe. Denn Texterstellung funktioniert schon jetzt sehr gut, auch Kalkulationen werden von KIs geschrieben. Werden also bald ganze Berufsgruppen wegfallen?
Sam Altman, Günder con OpenAI, ist sich der disruptiven Kraft von ChatGPT bewusst. „Das Tool wird viele aktuelle Jobs eliminieren”, sagt er, „aber viel Bessere schaffen”. Fragt man ChatGPT nach Jobs, die sich schnell verändern werden, ist die Liste an Ergebnissen lang. Folgende Fähigkeiten der KIs haben bereits jetzt Auswirkungen auf Berufe:
- Texte produzieren (Texter:innen, Übersetzer:innen, Journalist:innen)
- Zahlen analysieren (Forscher:innen, Finanzanalyst:innen, Wissenschaftler:innen)
- Zahlen bearbeiten (Buchhalter:innen, Versicherungsvertreter:innen, Steuerberater:innen, Marktforscher:innen)
- Fragen beantworten (Kundenservice, Sekräter:innen, Kundenbetreuer:innen)
- Dokumente analysieren (Anwält:innen)
- Designen und Konstruieren (Architekt:innen)
- Bilderstellung (Fotograf:innen, Designer:innen)
Im Bereich Human Resources können Künstliche Intelligenzen besonders entlasten. Weiterbildungen werden zukünftig von digitalen Tutoren angeleitet, ebenso wie Onboardings von Mitarbeiter:innen, oder Konzeptionen für Ausbildungspläne. Auch bürokratische Tätigkeiten der HR, wie Koordination von Urlauben, Elternzeiten, usw., können von KIs übernommen werden. Allerdings, vermutet Georg Pepping, wird der Human Touch umso wichtiger, je mehr Maschinen für uns übernehmen. Den persönlichen Austausch und gemeinsame Aktivitäten können sie nicht ersetzen. Wichtige Entscheidungen müssen weiterhin von Menschen getroffen werden, menschliche Passung zu einem Team und Unternehmen können nur Menschen bewerten, ebenso wie die emotionale Intelligenz. Daher hat T-Systems schon frühzeitig ein Manifest erstellt, wie sie intern mit KI umgehen wollen. Darin wird klar, dass der Mensch weiter im Mittelpunkt stehen muss. Maschinen sollen Entscheidungen unterstützen, nicht Entscheider ersetzen.
Erik Brynjolfsson, Professor an der Stanford University, appelliert ebenfalls dazu, Maschinen für uns arbeiten zu lassen. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Künstlichen Intelligenzen in unterschiedlichen Geschäftsbereichen. Brynjolfsson sagte 2014 in seiner Monographie “Second Machine Age” voraus, dass wir in Zukunft unsere Produktivität durch KI steigern werden, nachdem sie zunächst sinkt. Jetzt scheint es soweit zu sein. Er ist jedoch überrascht von der Geschwindigkeit, mit der Software entwickelt wurde und bereits jetzt Einsatz findet, sowie von der Breite an betroffenen Berufe. Eine Studie der University of Pennsylvania zeigt, dass GPT-Modelle die Kraft einer Basistechnologie entfalten könnten. Eine vergleichbare Basistechnologie ist Elektrizität. Wir sind in jeder Lebenslage darauf angewiesen, egal in welcher Branche wir arbeiten. Wie auch Elektrizität könnten GPT-Modelle enorme ökonomische, soziale und politische Auswirkungen haben. Schon heute können GPT-Modelle 10% der Aufgaben von 80% der US-Arbeitnehmer übernehmen. Bei 19% der Arbeitnehmer können sogar 50% der To-Dos von Künstlichen Intelligenzen ausgeführt werden. Betroffen sind alle Lohnstufen, aber je höher das Einkommen, desto potentiell höher ist auch das Risiko, Arbeitsbereiche an KIs zu verlieren.
In den USA werden nicht nur KI Softwares genutzt, auch Hardware wird immer mehr eingekauft. Der Robotereinsatz stieg im Jahr 2022 rapide an. Es ist kein Geheimnis, dass China die Automatisierung ihrer Fabriken noch viel mehr beschleunigt. In Europa geht der Einsatz von KI hingegen langsamer voran. Hier gilt es zunächst kulturelle Hürden zu überwinden und Fragen des Datenschutzes zu klären. So wird es beispielsweise in Deutschland keinen Roboteranwalt geben, denn die Anwaltschaft ist hierzulande ein Freier Beruf, der von einer natürlichen Person ausgeübt werden muss. Dennoch gibt es auch schon einen lokalen Radiosender auf Helgoland, der teilweise von KIs moderiert wird. Wir haben also den Wandel bereits angestoßen.
Es ist jetzt wichtig, dass wir kreativ werden, unsere menschlichen Fähigkeiten ausbauen und neu erfinden. Wenn uns Maschinen Routinearbeiten abnehmen, ist es an uns, neue Bedürfnisse des Arbeitsmarktes zu erkennen und ebenfalls dazu zu lernen. Nur so werden wir neue Berufe schaffen und uns entfalten können. Dieser Prozess hat bereits begonnen und könnte zu einer der größten Herausforderungen des Arbeitsmarktes der nächsten Jahre werden.
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Quellen:
- https://podcasts.apple.com/de/podcast/handelsblatt-rethink-work-der-podcast-rund-um-mensch
- https://www.netzoekonom.de/2023/03/22/chatgpt-wird-viele-aktuelle-jobs-eliminieren-aber-viel-bessere-erzeugen/
- https://www.netzoekonom.de/2023/01/22/wir-stehen-vor-einer-phase-grosser-disruptionen/
- https://www.linkedin.com/pulse/die-dienstleister-von-chatgpt-disrupted-werden-dr-holger-schmidt/
- aktiv in Bayern, Nr. 3, 18. März 2023, S. 8-12